Fancorner > Kolumnen-Berichte > Den Unfallort besucht!!

10.11.2002 00:00:00 |
Tja, im letzten Monat habe ich wieder sehr emotionale, fröhliche und traurige Momente erlebt. Angefangen mit dem Besuch der Unfallstelle in Val D’isère, ein Besuch der sich gelohnt hat. Da viele von euch schon in der Presse vernommen haben, wie ich diesen Tag erlebt habe, werde ich nur kurz ein paar Gedanken über dieses Erlebnis notieren. Seit dem Unfalltag ist kein Tag vergangen, an dem ich nicht mindestens einmal an das Ereignis in Val D’isère dachte. Einmal ein bisschen intensiver, einmal nur Sekundenbruchteile. Meistens sah ich den Unfallhergang oder Erinnerte mich nur noch an Gedankenstösse, die ich an der Unfallstelle hatte, ich wusste aber nicht mehr genau wie es hinter diesem Hochsicherheitsnetz ausgesehen hatte. Meistens sah ich den Ort neblig und unscharf in meinen Gedanken. Das ist jetzt Vergangenheit, wie vieles mehr. Ich wusste wie Schwer die Situation an der Unfallstelle gewesen ist, aber als ich wieder an dem Ort sass, an dem für mich vor einem guten Jahr ein neues Leben begann, konnte ich wieder Zuversicht schöpfen. Die Zuversicht, dass an diesem Ort, Glück und Pech miteinander vereint waren und es nicht schlimmer gekommen ist.
Val D’isère ist nun in der Schublade versorgt und ich nehme das Register nicht mehr täglich in die Hände. Wut, Akzeptanz, Frieden und Respekt werden sich zwar weiterhin in einem Kreis drehen, wenn ich an Val D’isère denke, aber die Prozentsätze haben sich verändert! Im positiven Sinn natürlich.
Positiv erlebte ich auch den ersten Schneeversuch auf dem Monoski. Nach dem Val D’isère Abstecher, war dies einer meiner neuangehenden Herausforderungen. Ich bin zum ersten mal wieder richtig auf der Skipiste gestanden. Vorgekommen bin ich mir wie vor 19 Jahren, als ich zum ersten mal auf den Skiern stand. Nur konnte ich mich natürlich nicht mehr an diesen bewegenden Moment erinnern. Bewegende Momente waren es auf jedenfalls, ich spürte wieder wie es ist, nichts unter Kontrolle zu haben. Der Ski und die Materie Schnee, die ich so im Griff hatte, hatten die Oberhand bekommen und mich geführt. Am ersten Tag gab es ca. 20 bis 30 abtaucher in den Schnee. Geduld und Konzentration waren sehr gefragt, bis ich am zweiten Tag endlich wieder mal alleine am Skilift war und die ersten Schwünge wieder in den Schnee zauberte. Monoskifahren gibt mir und wahrscheinlich vielen anderen Querschnittgelähmte sehr viel Lebensqualität zurück. Ja ich möchte behaupten, sogar sehr viel Freiheit zurück. Man kann sich wieder frei in den Bergen bewegen und die herrliche Bergwelt bestaunen und geniessen. Nur braucht es natürlich dafür noch sehr viel Trainingstunden, so dass ich vom kleinen Übungsskilift den Weg zurück an die tief verschneiten, schönen steilen Pisten schaffe. Die Zeit dafür nehme ich mir, wohne ja schliesslich in einem prachtvollen Skigebiet. Der November und der Anfang Dezember werden sicher auch harte zwei Monate für mich werden. Der erste Schnee ist gefallen und die ersten Rennen sind schon Vergangenheit. Die Zeit vergeht und mit ihr der Schmerz nicht mehr im Ski Zirkus mitspielen zu können. Brauche sicher viel Energie in nächster Zeit, bin aber überzeugt das ich auch vieles neues, interessantes kennenlernen werde. Keep strong!!!
Auf bald, euer Silla